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Inszenierung. Rollen. Maskerade: Ein Gerichtsprozess theatralisiert Recht und Gesetz, um – idealerweise – Recht zu sprechen und sichtbar zu machen. In Diktaturen verkommen diese inszenierten Abläufe zur Show – am prominentesten in den stalinistischen Schauprozessen der 1930er Jahre in Moskau. Der russische Theatertheoretiker Nikolaj Evreinov beobachtete die Prozesse im französischen Exil. Als Spezialist für die "Theatralisierung des Lebens" erkannte er das perverse juristische Spektakel und antwortete auf das verborgene Theater mit einem Stück. Doch "Die Schritte der Nemesis" ist nicht bloß eine Entlarvung des juristischen Theaters, sondern ein fiktiver Blick hinter die Kulissen.
Evreinov schreibt keinen alternativen Gerichtsprozess, sondern eine Hinterzimmerposse. Und dort, in den Hinterzimmern der Macht, finden wir nicht etwa die Wahrheit, sondern nur eine andere Form von Theater, ein intrigantes politisches Schmierentheater, eine Art House of Cards der 30er Jahre in der Sowjetunion. Warum, so die Frage von Evreinov, schauen wir uns das an? Was erhoffen wir uns von einem Blick hinter die Kulissen? Und was hat das mit der heutigen politischen Situation zu tun?
Die Inszenierung entsteht als mehrsprachiges Projekt in Kooperation mit Sylvia Sasse und wird von einem Workshop begleitet, der nach Gerichtsprozessen als einem Mittel politischer Inszenierung in der Gegenwart fragt. Die Regisseurin, Yuri Birte Anderson, realisiert seit 2006 (oft mehrsprachige) Theaterprojekte, u. a. am Theaterlabor Bielefeld, aber auch in England, Schottland, Frankreich, Polen, Schweden, Serbien und der Ukraine. Das Projekt ist gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds.
Die Uraufführung findet am 4.6.2022 im Staatstheater Braunschweig in Kooperation mit der Universität Zürich und dem International Laboratory Ensemble statt. Tickets können hier gekauft werden.
Weitere Termine:
Montag, 6.6.2022, 19:30, Kleines Haus
Montag, 9.6.2022, 19:30, Kleines Haus
Freitag, 17.6.2022, 19:30, Kleines Haus
Samstag, 18.6.2022, Kleines Haus